Informationen für Jugendliche

Wie gehen „Loverboys“ vor? – Die Taktik

1. Schritt: Das Kennenlernen - Vertrauen durch List

„Loverboys“ sprechen Jugendliche oft hier an: 

Loverboys Methoden: Kontaktanbahnung erfolgt: Im Internet, vor der Schule, im Bahnhof, in Bars/Diskotheken, vor dem Shoppingcenter, im Café

Loverboys suchen sich „Vermittler“: 

Hin und wieder manipuliert ein „Loverboy“ auch Jungs aus dem Umfeld von Mädchen, an denen er interessiert ist, um Informationen über sie zu erhalten oder den Kontakt zu ihnen herzustellen.  Er spielt ihnen den "besten Freund" vor und bringt sie dazu, ihm zu vertrauen. Er ist oft älter und hat Geld, macht also mächtig Eindruck auf jüngere Jugendliche. Auch ihnen macht er manchmal Geschenke, um zu beeindrucken. Der „Loverboy“ nutzt sie aus, um Informationen über jüngere Mädchen zu bekommen, die ins gleiche Jugendzentrum oder in dieselbe Klasse gehen. Sie sollen dann die „Vermittler“ spielen. 

Die Informationen kann er dann gezielt nutzen, um die Betroffene zu manipulieren. 

Auch andere Frauen oder Mädchen, die bereits Opfer vom „Loverboy“ sind, können so manipuliert werden, andere anzusprechen, um sie zu überreden, sich mit ihm zu treffen. 

Achtung:

  • Wenn du merkst, dass du einen Freund hast, der dich auf diese Weise ausnutzen will oder dich möglicherweise sogar bedroht, sprich mit einer Vertrauensperson oder wende dich an uns. Meide möglichst den Kontakt!
  • Es ist wichtig, dass er erfährt, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist und sogar strafbar – und dass das Verhalten sofort gestoppt wird.
  • Schau nicht weg und zeige Haltung gegen Gewalt: Eine eindeutige Meinung, in der Gewalt keine Chance hat, hilft dir beim Handeln!
  • Wenn dir auffällt, dass ein Mädchen aus deiner Klasse oder sogar deine Schwester betroffen ist, melde dich bei einer Vertrauensperson oder bei uns!

„Loverboys“ im Internet:

Immer häufiger sind „Loverboys“ im Internet unterwegs und sprechen Jugendliche hier im Chat an, vor allem auf Social Media wie

  • Instagram
  • Snapchat
  • Tik Tok
  • Facebook oder Whatsapp.
  • Auch chatten sie in Online-Games, wie FIFA22, Minecraft oder GTA 5 Online.

Weiter unten unter „Wie erkenne ich, dass er ein Loverboy ist?“ lernst du die Warnsignale im Internet kennen. Wenn Personen sich im Internet an Jugendliche heranmachen, nennt man das „Cybergrooming“. Cybergrooming ist also eine Form von sexueller Gewalt und strafbar.

2. Schritt: Täuschung und emotionale Abhängigkeit

Ein „Loverboy“ täuscht, oft über einen langen Zeitraum hinweg, die große Liebe vor.

  • Oft betreibt er dabei „Lovebombing“: Das heißt, er überschüttet die Betroffene mit Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit oder sogar Geschenken. Es scheint, als ob alles ein Traum wäre.
  • Je länger die Beziehung dauert und sich die Betroffene in ihn verliebt hat, versucht er, sie zunehmend von ihren Freund*innen und der Familie zu isolieren. Er spricht schlecht von Freund*innen und Familie und gibt sich als einziger Vertrauter oder „Beschützer“: „Wenn du es zuhause nicht mehr aushältst, kann ich dir helfen“.
  • Manchmal gibt sich der „Loverboy“ als „perfekter Freund und Schwiegersohn“: Er stellt sich bei den Eltern vor, möchte, dass alle gut von ihm denken, um seine wahre Identität zu tarnen.
  • Er verspricht eine fantastische gemeinsame Zukunft mit Luxusleben und Reichtum. Vielleicht verspricht er eine Karriere als Schauspieler*in, Model oder Social-Media-Star.

Sobald die Betroffene in den „Loverboy“ verliebt ist und gänzlich abhängig von ihm ist, beginnt die Ausbeutung.

  • Entweder der „Loverboy“ gibt vor, eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu wollen und dafür unbedingt Geld zu brauchen (für die eigene Wohnung, schöne Klamotten).
  • Oder er täuscht Schulden vor; gibt vor, selbst hilfsbedürftig zu sein oder sogar bedroht zu werden, wenn er das Geld nicht rechtzeitig auftreibt.
  • Er verlangt plötzlich eine Gegenleistung, einen „Liebesbeweis“, denn bisher hat er durch Geschenke ja alles bieten können und behauptet, sie habe Schulden bei ihm.

Durch psychischen Druck erzwingt er Schuldgefühle oder gibt der Betroffenen das Gefühl, sie sei die Einzige, die ihm helfen kann, indem sie „anschaffen“ geht (sich prostitutiert). Auch wenn die Betroffene glaubt, sie hilft ihm aus Liebe: Er nutzt sie für seine eigenen Ziele aus.

Das sind einige von vielen möglichen Vorgehensweisen der „Loverboys“.

3. Schritt: Die Ausbeutung

Ein „Loverboy“ nutzt das Verliebtsein und das Vertrauen der Betroffenen aus, er manipuliert sie. Der „Loverboy“ bringt die Betroffene durch Zwang und Täuschung dazu, mit anderen Männern gegen Geld zu schlafen. Das Geld behält er. Hier wendet er unter anderem folgende Strategien an:

  • Er setzt dabei die Betroffene massiv unter Druck, indem er zum Beispiel damit droht, sie zu verlassen.
  • Er erpresst die Betroffene damit, sensible Videos oder Fotos (z.B. Nacktfotos) zu veröffentlichen oder im Internet zu verschicken.
  • Er wird gewalttätig. Er schlägt die Betroffene oder sperrt sie ein.
  • Er droht mitunter, Familie oder Freunden Gewalt anzutun.
  • Betroffene werden von „Loverboys“ häufiger gezwungen, Drogen zu konsumieren und auch weiterzugeben bzw. zu verkaufen. Somit erhöhen sie ihre Kontrolle.

Der „Loverboy“ hat dabei die gezielte Zerstörung des Selbstwerts der Betroffenen im Blick.

Das alles ist eine Straftat und die Betroffenen trifft keine Schuld! Er hat sie manipuliert und emotional abhängig von sich gemacht.

Das macht es für die Betroffenen schwer, sich dem Zwang zu entziehen und brauchen Hilfe von außen.